Für Kubaner, die in Mexico gestrandet sind, gibt es nur eine Gewissheit: Zurückkehren ist keine Option.

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Kubanische Migranten in der Auffangstation Siglo XXI in Tapachula, Chiapas, Mexiko (EFE)

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JUAN ALBERTO CEDILLO | Nuevo Laredo (Mexico) | 31. Januar   (EFE).- In der mexikanischen Grenzstadt Nuevo Laredo treffen sich jeden Tag mehrere Dutzend Kubaner vor der Internationalen Brücke Las Américas, die den Rio Grande überquert. Hinter ihnen liegt eine Odyssee durch 10 Länder, ohne zu wissen, ob sie ihr Ziel in den Vereinigten Staaten je erreichen, aber sie sind davon überzeugt, dass es für sie „keine Option ist“, in ihr Land zurückzukehren

Am letzten Wochenende kamen Kubaner wie gehabt in Gruppen; jetzt sind es mehr als 400. Sie kamen in Heimen für Migranten unter, die von verschiedenen Kirchen unterhalten werden, die traditionell den Menschen aus Mittelamerika Unterkunft gewähren, die illegal über die Grenze wollen.

Jeden Tag treffen sie sich an der Kreuzung Vicente-Guerro-Straße und Boulevard des 15. Juni, nur ein paar Schritte von Laredo (Texas) entfernt und sie hoffen auf die Nachricht, dass sich die Grenze für sie wieder öffnet.

Die Mehrzahl hat Kuba mit einem Touristenvisum für Guyana und einer Hin-und Rückfahrkarte verlassen, was sie etwa 240 Dollar kostete. Sie verkauften alles was sie hatten, um ihre Überfahrt zu finanzieren und um unterwegs diverse die Schlepper, „Kojoten“ genannt,  zu bezahlen.

Wir sind schon 16 Tage hier und das mexikanische Amt für Migration hat uns nie belästigt“, erklärt Yamira Gonzáles der spanischen Nachrichtenagentur EFE; sie verließ Kuba zusammen mit ihrer Schwester und ihrem minderjährigen Sohn.

Señora González sagt, dass die lokalen Behörden medizinischen Beistand anbieten würden und wissen wollten, ob es unter ihnen Personen mit chronischen Krankheiten gebe, um ihnen mit Medikamenten zu helfen.“Außerdem bieten sie uns eine „Regulierung“** an, bis sich die Situation mit der USA klärt“, fügt sie an.

Die Meisten haben Kuba mit einem Touristenvisum für Guyana und einer Hin- und Rückfahrkarte verlassen, was sie etwa 240 Dollar kostete. Sie verkauften alles was sie hatten, um ihre Überfahrt zu finanzieren und um unterwegs diverse Schlepper, „Kojoten“ genannt, zu bezahlen. Bei ihrer Odyssee mussten sie heil durch 10 unsichere Länder kommen, gefährliche Flüsse überwinden, Urwälder durchqueren und Verbrecherbanden aus dem Weg gehen.

Wer nach dem 12. Januar ankam, blieb hängen. Die Illusion, das „gelobte Land“ zu erreichen, löste sich in Nichts auf, denn an jenem Tag endete per Dekret von Noch-Präsident Obama die sogenannte „pies secos/pies mojados“-Politik (trockene-Füße/nasse-Füße“-Politik)* mit der Kubaner, die in die Vereinigten Staaten gekommen waren, legal Asyl beantragen konnten.

„Warum wir von dort aufgebrochen sind? In Kuba fehlte es uns an allem“, versichert Yeleni Díaz, die Kuba verließ, weil sie mit dem Regierungssystem in ihrem Land nicht einverstanden war.

„Mein Mann hat drei Jahre in Gefängnissen verbracht, ich bin nicht einverstanden mit dem kubanischen Präsidenten, wegen seiner schrecklichen Politik. Fidel vererbte die Präsidentschaft an seinen Bruder Raúl und der vererbt sie an seine Kinder. In welchem Land hat man je gesehen, dass es 60 Jahre lang immer derselbe Präsident ist?“, führt sie als Argument an.

In den letzten 3 Monaten des Jahres 2016 kamen mehr als 11000 Kubaner nach Mexiko. Seit dem vergangenen Freitag hat die mexikanische Regierung mit der zwangsweisen Rückführung von Kubanern begonnen, die in der Auffangstation Siglo XXI in Tapachuela leben. In anderen Städten warten weitere 1100 zunächst ab, solange sie nicht wissen, was sie tun sollen. Obamas Dekret hat eine neue Situation geschaffen.

Yisandra Sotologo ist 28 Jahre alt. Am 26. November machte sie sich mit ihrem Mann auf den Weg und ließ ihre Tochter auf Kuba zurück. „Im Urwald gab es viele Probleme. In Kolumbien hat mich ein Fluss fast mitgerissen und Nicaragua und Honduras sind sehr gefährlich, wegen der dort herrschenden Gewalt. In Kuba hatte ich ein kleines Geschäft und verkaufte Dinge auf der Straße, aber mit dem, was du verdienst, kannst du nicht überleben“, sagt die Frau, die vor der Internationalen Brücke sitzt.

„Nach Kuba zurückkehren ist keine Option“, sagt gleichzeitig Lester Díaz, die in Havanna lebte. „Was uns gerade passiert ist ungerecht; ich habe in Kuba meine Eltern zurückgelassen und auch meine Brüder“, fügt sie noch an.

„Wir sind von Camaguey mit dem Ziel Guyana aufgebrochen. Angeblich gibt es in Kuba keine politischen Gefangenen, aber sie legen dir andere Dinge zur Last, um dich ins Gefängnis zu stecken“, berichtet Sara Ramos.

Wir sind von Camaguey mit dem Ziel Guyana aufgebrochen. Angeblich gibt es in Kuba keine politischen Gefangenen, aber sie legen dir andere Dinge zur Last, um dich ins Gefängnis zu stecken.

Andere, die man fragt, ziehen sie es vor anonym zu bleiben, für den Fall, dass man sie nach Kuba abschiebt. Aber alle stimmen darin überein, dass die wirtschaftlichen Bedingungen in ihrem Land unerträglich sind, was sie veranlasst hat, das Land zu verlassen.

„Man kann nicht von 20 Dollar im Monat leben, ein solcher Lohn ist nicht gerecht. Was wir hier sagen, wird uns teuer zu stehen kommen, wenn sie uns abschieben. Wenn wir zurückkehren, wird man uns verfolgen“, sagt einer.

Wir sind durch 10 Länder gekommen. Im Urwald von Kolumbien gab es Tiger (Jaguare) und Affen. Wir haben reißende Flüsse und den „Rücken des Todes“ (die Grenze zwischen Kolumbien und Panama) überquert. Wir wurden ausgeraubt, erpresst und sogar verletzt. Wir sind nicht zum Vergnügen fort von Kuba“, versichert ein anderer.

Für Hermez Cruz ist es „wirklich traurig, wenn sie einen Kubaner zurück auf die Insel schicken“. „Die, die sich jetzt in Tapachula aufhalten, werden sie nach und nach abschieben. Wir haben uns auf den Weg gemacht, weil wir dort nicht mehr leben wollten. Das Leben war unerträglich und das Letzte, was wir uns wünschen, ist, dorthin zurückgebracht zu werden“, erklärt er.

„Was wir hier zunächst erreichen wollen, ist, dass die US-amerikanische Regierung aus humanitären Gründen die Grenze für die öffnet, die noch unterwegs sind“, sagt Hermez Cruz. „Eine zweite Option, wenn die erste nicht möglich ist, wäre, dass man es uns ermöglicht, hier in Mexiko Asyl zu beantragen“, sagt er abschließend.

Anm. des Übersetzers:

*Die sogenannte„pies-secos/pies-mojados“-Politik „nasse-Füße/trockene-Füße-Politik) erlaubte jenen Kubanern, die es auf US-amerikanischen Boden schaffen (trockene Füße), in den USA zu bleiben. Die Kubaner, die vor den Küsten der USA abgefangen wurden (nasse Füße), mussten nach Kuba zurückkehren. Die Obama-Regierung schaffte die Reglung im Januar 2017 ab.

**Migranten, die bis zum 9.Januar 2017 illegal ins Land gekommen sind, können beim mexikanischen Nationalen Institut für Migration eine zeitlich begrenzte Aufenthaltserlaubnis beantragen.

Übersetzung: Dieter Schubert

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