YOANI SÁNCHEZ / La Habana / 17. August 2020
Das Scheitern der Tests für die Implementierung von Internet auf mobilen Telefonen „war einem Übermaß an Bedarf geschuldet“; so Etecsa, das staatlichen Monopol für Telekommunikation. Die Plattform TuEnvio, zuständig für den Interhandel, kollabierte kurz nach dem Ausbruch der Pandemie, wegen der Zunahme an Käufen, und jetzt stellt Finimex die Lieferung von Magnetkarten ein, mit denen man in Geschäften mit Fremdwährung einkaufen kann, weil eine Flut von Anträgen ihre Bestände erschöpft hat.
Wenn sich die Fälle häufen in denen staatliche Unternehmen ihre Hilflosigkeit bei einer überraschenden Nachfrage rechtfertigen, dann muss man daraus schließen, dass die Behörden den Bedarf und die Wünsche des nationalen Marktes nicht kennen. Das ist in einer Planwirtschaft schwer zu glauben, für die es − theoretisch − leichter ist, den Umfang und die Intensität zu berechnen, mit der ein Produkt oder eine Dienstleistung nachgefragt wird.
Soviel unternehmerische Blindheit ist das Resultat mehrerer Faktoren, die die behäbige und unbehelligte Wirtschaftsführung auf der Insel bestimmen. Ein Faktor ist das maßlose Triumphiergehabe, das Funktionäre und Minister an eine Pseudo-Realität glauben lässt, die Reden und offizielle Medien aufrechterhalten. Bei so viel Wiederholen von „wir können das“ und dem Hinausposaunen von inflationären Produktions-oder Entwicklungszahlen, entwickeln diese Hierarchien Pläne, die mehr angepasst sind an das, was sein sollte, als an das, was tatsächlich ist.
Der Unterschied zwischen dem Erträumten und dem Möglichen endet schließlich, wenn die Kette an ihrem schwächsten Glied bricht, bei dem Nutzer jener staatlichen Unternehmen.
Der Unterschied zwischen dem Erträumten und dem Möglichen endet schließlich, wenn die Kette an ihrem schwächsten Glied bricht; bei dem Nutzer jener staatlichen Unternehmen, die ihr Potential schlecht berechnet und zugleich das Recht des Kunden unterschätzt haben, gut behandelt zu werden. Jetzt gibt es Reklamationen: Telefone, die in den Büros der staatlichen Körperschaften stundenlang läuten, ohne dass jemand abhebt; Versuche, die Bürger für ihre Disziplinlosigkeit und Ängstlichkeit zu beschuldigen, und wiederholte Rechtfertigungen, „dass wir uns nicht vorstellen konnten, dass es so viele Bestellungen geben würde“.
Der entscheidende Grund für diese Stümperei resultiert daraus, dass die regierende Klasse das Volk auf der Straße nicht kennt. Für jene, auf ihrer hohen Warte mit Privilegien und Annehmlichkeiten, sollten wir Kubaner uns wie bescheidene Wesen verhalten, die akzeptieren was immer auch kommt, ohne Forderungen und Beschwerden. Wie ein Individuum ohne Streben nach Wohlstand und ohne besonderen Geschmack, das die staatliche Führung nicht kritisiert und diszipliniert auf das wartet, was ihm der rationierte Markt zuteilt.
Für Minister, Militärs hohe Funktionäre und alle übrigen Verdächtigen, die eine staatliche Pfründe haben, ist es schwierig sich die Aufregung in einer Familie vorzustellen, wenn die irgendeine Chance sieht ihren Alltag auch nur minimal zu verbessern. Jene, denen man kostenlos ein Sortiment an Lebensmitteln und Produkten zur Körperpflege ins Haus liefert, können sich nicht in eine Mutter hineinversetzen, die seit Wochen auf eine Magnetkarte wartet. Dann könnte ihr Sohn ihr einen Geldbetrag überweisen, mit dem sie − nach langen Stunden in einer Warteschlange − Tomatensauce und Waschmittel in einem Geschäft mit Fremdwährung kaufen kann.
Das Problem ist, dass die, die Wirtschaftspolitik des Landes bestimmen und Pläne für Unternehmen festlegen, genau jene sind, die Privilegien haben und kostenlos Annehmlichkeiten erhalten. So gesehen begehen sie ein ums andere Mal denselben Fehler, den Bedarf der Bürger zu unterschätzen und die Nachfrage falsch zu kalkulieren, die irgendein neuer Dienst nach sich zieht. Mit einem vollen Teller, einem Auto mit randvollem Tank und dem kostenlosen Telefondienst, sind sie Lichtjahre von der Galaxie entfernt, die „das wahre Kuba“ ist.
Nein, es ist nicht das Übermaß an Anträgen, das die Dienste kollabieren ließ, sondern die Distanz, die Planer und Kunden trennen.
Übersetzung: Dieter Schubert