Beschämende Freunde

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Seit dem Jahr 1994 ist Alexandr Lukashenko in Weißrussland an der Macht. (CC)

Generación Y, Yoani Sánchez, 25. Mai 2016  Jene Personen, mit denen wir Freud und Leid teilen, sind unser eigenes Spiegelbild, auch wenn sie noch so verschieden sind. Wir suchen uns unsere Freude aus, damit sie uns Gesellschaft leisten, aber auch, damit sie uns mit der notwendigen Vielfalt und Kontinuität, die unsere menschliche Natur braucht, vervollständigen. Problematisch wird es dann, wenn die Wahl solcher Koexistenzen weder auf Gemeinsamkeiten noch auf Vorlieben beruht, sondern lediglich auf Interessen und Bündnissen, die es zum Ziel haben, anderen unbequem zu werden.

In ein und derselben Woche hat die kubanische Regierung gleich zwei jämmerliche autoritäre Regime in die Arme geschlossen. Wenige Stunden nachdem sich der kubanische Vizepräsident Miguel Díaz-Canel Bermúdez mit öffentlichen Funktionären in Weißrussland getroffen hatte, fand im kubanischen Regierungssitz Plaza de la Revolución ein Treffen zwischen Raúl Castro und einem Sondergesandten der Arbeiterpartei Nordkoreas statt. Genossen, die alles andere als präsentabel sind, werden vom kubanischen Regierungsapparat ganz ohne Scham umarmt und gerühmt.

In einer Welt, in der einerseits die Zivilgesellschaft mit ihrem Aufruf, die Menschenrechte zu respektieren, sowie andererseits Bewegungen, die die Anerkennung der Freiheiten vorantreiben, immer mehr Gehör finden – in dieser Welt hat es die kubanische Regierung schwer, ihre guten Verbindungen zum „letzen Diktator Europas“, sowie zu jenem maßlos kapriziösen „Enkelsohn“ zu erklären, der seine Machtposition aufgrund seiner Abstammung geerbt hat. Was verbindet Kubas Führungskräfte mit jenen politischen Exemplaren?

Die einzige mögliche Antwort wäre die, die westlichen Demokratien und das Weiße Haus schikanieren zu wollen. Die diplomatische Freundschaft wird zur Komplizenschaft, und am Ende bestimmen die Genossen das Wesen derer, die ihre Gesellschaft gesucht haben.

Übersetzung: Nina Beyerlein

 

Maduro und das Land, das ihm unter den Händen zerfällt

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Eine Demonstrantin vor der bolivianischen Nationalpolizei am Mittwoch bei einer Demonstration in Caracas. (EFE/Miguel Gutiérrez) (Anm. d. Ü.: Auf ihrem Plakat steht: Wir verhungern! Totale Diktatur!)

Generación Y, Yoani Sánchez, 19. Mai 2016 Alle Zeichen deuten auf einen Zusammenbruch Venezuelas hin. In jeder Minute, die vergeht, zerfällt das Land mehr unter den Händen von Nicolás Maduro, der darauf besteht, mit revolutionärer Gewalt eine Macht aufrechtzuerhalten, die er weder durch Effizienz noch durch Ergebnisse erhalten konnte. Seine Sturheit hat eine Nation, die reich an Ressourcen ist, in die Misere gebracht und seine Brandreden schieben sie jetzt in Richtung einer gewaltsamen Explosion.

Vor den Mikrofonen will Maduro einen trügerischen Sozialismus aus dem 21. Jahrhundert verteidigen, der nur in den Köpfen von denjenigen funktionierte, die ihn ins Leben gerufen haben. Sein politisches und repressives Handeln ist jedoch darauf ausgerichtet, die Privilegien eines Clans zu erhalten, der gegen die Bürger wettert, während er inmitten von Überfluss und von der Plünderung der Staatskassen lebt. Er hält sich für den Robin Hood der Kindergeschichten, aber dieses Mal ist der Sherwood Forest unbewohnbar geworden, sogar für die Armen.

Stromabschaltungen, Unsicherheit auf den Straßen, Unterversorgung an Nahrungsmitteln und eine Auswanderung der jungen und ausgebildeten Arbeitskräfte – zusammen mit der weltweit höchsten Inflation sind dies Zeichen für eine Verschlimmerung der Situation, die eine Nation erlebt, die seit fast zwei Jahrzehnten in einem Populismus gefangen ist, der sie in wirtschaftlicher Hinsicht ausgebeutet und die Gesellschaft polarisiert hat.

Korruption, Misswirtschaft und etliche Nachbarländer, die sich eher wie Ausbeuter als wie Verbündete verhielten, haben Venezuela in weniger als zwanzig Jahren zugrunde gerichtet. Nur wenige sind noch so dreist und unterstützen öffentlich das wahnsinnige Regime, das sich im Miraflores-Palast in Caracas niedergelassen hat und das die Nation bis kurz vor den Zusammenbruch gebracht hat. Sogar die alten Weggefährten, wie die spanische Partei Podemos oder Pepe Mujica, der ehemalige Präsident Uruguays, haben sich von Maduro distanziert.

Nur wenige sind noch so dreist und unterstützen öffentlich das wahnsinnige Regime, das sich im Miraflores-Palast in Caracas niedergelassen hat und das die Nation bis kurz vor den Zusammenbruch gebracht hat.

Ein Mitglied von Podemos, an deren Spitze Pablo Iglesias steht, hat die verbalen Angriffe des venezolanischen Präsidenten auf Spanien kritisiert, während der uruguayische Politiker den Nachfolger von Hugo Chávez als „total verrückt“ eingestuft hat. Andere, wie Raúl Castro, bewahren komplizenhaftes Stillschweigen, während sie heimlich die Fäden zur Unterstützung der venezolanischen Armee spinnen. Nicht umsonst ist Evo Morales, der Präsident von Bolivien, nach Havanna geeilt, um Anweisungen zu erhalten, wie er sich gegenüber dem taumelnden Genossen verhalten sollte.

Jedoch ist wohl das Ende des Chavismus und des „Madurismus“, als seine schlechte Kopie, in Sicht. Seine motorisierten Anhänger können der Bevölkerung Angst einflößen und der Nationale Wahlrat kann beliebig lange die Überprüfung der Unterschriften für eine Volksabstimmung über die Amtsenthebung hinauszögern, aber das alles wird Maduro nicht die Popularität zurückgeben, die er zu jenen Zeiten genoss, als ein Militärputschist Millionen mit seiner revolutionären Rhetorik begeisterte, in die er Anekdoten und Lieder einfließen ließ.

Nicolás Maduro geht unter und er reißt eine ganze Nation mit sich. Bei diesem Fall in die Abgründe, der eine gewaltsame Explosion, einen Militärputsch oder andere Dämonen nach sich zieht, hat er nicht einmal die Größe gezeigt, die Interessen von Venezuela an erste Stelle zu setzen und nicht seine Parteientreue und seine ideologische Anschauung. Die Geschichte wird ihn in ein schlechtes Licht rücken und er verdient es. Er hat aus Launen heraus und mit Ausgrenzung regiert, und letzten Endes landet sein Name auf dieser bedauerlichen Liste von Machthabern, Tyrannen und autoritären Staatsoberhäuptern, die unseren Kontinent malträtiert haben.

Übersetzung: Eva-Maria Böhm