Die Komposition ist annähernd kreisförmig, kompakt. Die Augen durchlaufen eine spiralförmige Linie, die bei dem Schuh des Mannes beginnt, der sich im Vordergrund befindet, und mit dem Hahn abschließt, den ein anderer hält. Es ist friedlich, zeugt von einer guten Konversation und im Hintergrund sieht man ein Dorf mit Häuschen aus Holz und Palmenblättern. Sechs kubanische Bauern sind auf diesem so bekannten und oft plagiierten Gemälde von Abela zu sehen. Ihre Gesichter sind von der Sonne gezeichnet und weisen indigene Züge auf. Sie ziehen den Blick unwiderstehlich auf sich. Unser Blick bleibt auch an den Details der Kleidung haften. „In Schale geschmissen“, makellose Hüte, langärmlige Hemden, vielleicht extra gestärkt für diesen Anlass.
Berührt von der Vertrautheit dieses Gemäldes, fahre ich aufs Land, ich begebe mich auf die Äcker, auf denen ich viele Male Tabak, Bohnen und Knoblauch geerntet habe… Ich gehe auf die Suche nach dieser ursprünglichen kubanischen Einheit, die der auf dem Land lebende Mensch darstellt. Allerdings treffe ich unter der sengenden Augustsonne anstatt dieser „Bauern von Abela“, Menschen in militärischem Aufzug. Olivgrüne Hosen, Hemden, die schon vor Jahren ihre Epauletten verloren haben, alte Mützen von irgendeiner Schlacht, die nie stattgefunden hatte. Sie bedecken sich mit den Uniformen der Streitkräfte oder des Innenministeriums, um den Strapazen des Feldes trotzen zu können. Sie haben nicht viele Möglichkeiten.
Auf dem Schwarzmarkt ist es einfacher, eine Offiziersjacke zu bekommen, als ein Hemd für die landwirtschaftliche Arbeit. Eine Polizeimütze kostet weniger als ein Strohhut. Gürtel aus Rindsleder gehören ebenfalls der Vergangenheit an; heute ist es viel einfacher und günstiger solche zu finden, die beim Militär genutzt werden. Mit dem Schuhwerk verhält es sich genauso. Gummistiefel sind knapp und so tragen die Männer und Frauen der Landwirtschaft Schuhe, die für Schützengräben und den Kampf konzipiert sind. In einem Land, das bis ins kleinste Detail militarisiert ist, setzt sich das Militärische gegen die Tradition durch. Der heutige Bauer – seiner Kleidung nach zu urteilen – ähnelt mehr einem Soldaten als einem Landwirt.
Durch den staatlichen Zentralismus wurde die unabhängige Produktion der für die Landarbeit bestimmten Kleidung zum Erliegen gebracht. Nicht einmal die jüngsten Lockerungen bezüglich der Selbstständigkeit haben diesen Zweig gefördert. Es ist nicht nur ein ökonomisches Problem oder das der Versorgung, auch unsere Eigenheiten und unsere traditionellen Bräuche sind von dieser Situation betroffen. Eine aktuelle Version des Gemäldes von Abela würde uns den Eindruck vermitteln, als befänden wir uns vor einer Gruppe Milizsoldaten in abgenutzter Bekleidung, die für den Maler mitten im Feldlager posieren… kurz bevor das Signal zum Appell ertönt.
Übersetzung: Valentina Dudinov