Hände, die aus bestens geschnittenen Maßanzügen herausragen, drücken heute in der UNO auf das rote, grüne oder gelbe Knöpfchen, um über die Blockade bzw. das Embargo (1) abzustimmen.* Die letzten Wochen über hat uns das Fernsehen mit der gesamten Palette an Zahlen, Bezeugungen und Analysen über die unermässlichen Schäden zugeschüttet, die Kuba wegen der Wirtschaftsbeschränkungen zu erleiden habe. Die Thematik ist von den Politikern dermaßen verfälscht worden, dass sich viele von „uns hier unten“ dazu entschlossen haben, den Aus-Knopf zu drücken, um sie „zum Schweigen zu bringen“.
Das Ergebnis der Abstimmung bereits vorausahnend, würde ich gerne auf eine andere Beschränkung verweisen, die tägliche nämlich, die verhindert, dass ich frei aus meinem Land ausreisen und wieder kommen kann, dass ich mich einer politischen Gruppierung anschließe oder ein kleines Familienunternehmen gründe. Eine interne Blockade, die auf der Grundlage von Beschränkungen, Kontrolle und Zensur errichtet wurde, und die uns Kubaner erhebliche materielle und geistige Verluste eingebracht hat. Ich versuche, mich von der Granma mitreißen zu lassen – dafür muss ich mich ziemlich anstrengen – und versuche diesen Eifer bezüglich dessen, was heute bei den Vereinten Nationen debattiert wird, in mir aufzuspüren. Ich gehe raus auf die Straße, und was mir am meisten ins Auge fällt, sind die ständigen Restriktionen, die unsere Regierenden uns auferlegen; jene Mauer, gegen die heute bei der UNO niemand stimmen wird.
Wenn sie uns doch nur den Knopf drücken ließen! Wenn wir wählen könnten, um die Belagerung abzuschütteln, die uns im Inneren der Insel blockiert! Ich würde meinen Finger mehrere Tage lang auf dem grünen Knopf lassen!
(1) Ich weigere mich, einen der beiden herkömmlichen Begriffe zu verwenden – ihr wisst ja, wie aufmüpfig wir Linguisten bei diesen Dingen sind. In meinen Alltagsgesprächen sage ich einfach „der Vorwand“, die plumpe „Rechtfertigung“, die denen, die uns von innen her blockieren, gerade recht kommt.
Anmerkungen der ÜbersetzerInnen:
* Die UNO-Vollversammlung hat am 29. Oktober 2008 das US-Handels-, Wirtschafts- und Finanzembargo gegen Kuba mit 185 zu 3 Stimmen (bei 2 Enthaltungen) verurteilt.
Übersetzung: Bettina Hoyer, Heidrun Wessel, Sebastian Landsberger